Giant-Tour 2005

    Dienstag16.08.2005
    Anreisetag

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    Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch bin ich an diesem Tag aufgewacht. Heute geht es also los: Giant-Tour 2005. Insgesamt 6000 Trainingskilometer (zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, das wäre recht viel) in den Beinen und Vorfreude seit letztem Jahr, als ich das Eintagesrennen in den Alpen über Faschina-Joch und Arlberg-Pass mitgemacht hatte. Dazwischen lagen ein böser Bandscheibenvorfall und ein Muskelfaserriss in der Wade – alles aber glücklicherweise problemlos verheilt.

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    Die Anreise verläuft alles andere als geplant: 60km vor Neuötting, dem Startort der ersten Etappe, bleibt mein Auto liegen – Lichtmaschine kaputt – das fängt ja super an. Der ADAC schleppt den Wagen zur nächsten Werkstatt und dort bekomme ich immerhin einen Leihwagen. 60 Minuten nach offiziellem Ende der Akkreditierung treffe ich in Neuötting ein – aber glücklicherweise kann ich diese Formalitäten noch hinter mich bringen. Von der Info-Veranstaltung bekomme ich immerhin noch die letzten 10 Minuten mit.

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    Da ich das Gold-Paket gebucht habe, sind nun für die gesamte Tour Turnhallen mein Übernachtungsplatz. In der Halle herrscht eine seltsame Atmosphäre: Es wird kaum miteinander gesprochen, jeder macht mehr oder weniger sein Ding, d.h. Schlaflager aufbauen, Tour-Guide lesen, die Startnummer am Trikot anbringen etc. Ich suche mir ebenfalls einen freien Platz und richtete mich, soweit es geht ein.

    Schräg gegenüber von mir campiert eines der wenigen Teams, die sich nicht in Hotels einquartiert haben: Die „Picardellics“. Um nachts nicht getreten zu werden empfiehlt es sich, sein Lager am Turnhallenrand aufzuschlagen.

    Mittwoch, 17.08.2005
    1. Etappe: Neuötting-Kufstein (104,8km)

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    Viel zu früh bin ich am ersten Renntag aufgewacht – und viel zu früh habe ich meine Sachen zusammengeräumt. Zu früh aufstehen bringt gar nichts, da man sowieso nichts anderes machen kann, als auf den Start warten. Die Startnummer habe ich sowieso schon am Vorabend an Trikot und Rad angebracht. Bevor ich mich mit meinem Rad auf den Weg zum Etappenstart mache, gebe ich meine beiden Reisetaschen am Bus ab.

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    Von der Turnhalle ist es nicht weit zum Start. Das Wetter könnte besser sein, aber immerhin regnet es nicht. Der Ablauf vor dem Start ist immer der Gleiche: Direkt am Startplatz steht der Tisch für die Einschreibung. Jeder Fahrer muss sich hier unter seiner Startnummer eintragen. Vergisst dies ein Fahrer, ist er für diese Etappe disqualifiziert.

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    Auch der Start ist immer gleich präpariert: Über der Startlinie hängt ein großes Banner der Giant-Tour. Besonders bei Flachetappen lohnt es sich, möglichst weit vorne das Rennen zu beginnen: Steht man an der Spitze, fährt man zunächst auch dort, was mehrere Vorteile hat: Die Fahrt ist vorne gleichmäßiger als hinten, wodurch die Sturzgefahr gemindert wird. Außerdem kann man schneller auf Tempoveränderungen reagieren, denn wenn einmal eine Lücke zwischen Spitze und Verfolgern aufreißt, lässt sich dies nur sehr schwer – oft gar nicht – zufahren.

    Der Service bei der Giant-Tour ist großartig: Die Firma Giant hat für dieses Rennen eine große Anzahl Mechaniker zur Verfügung gestellt. Vor jeder Etappe kann man dort seine Rennmaschine checken – und bei Bedarf reparieren lassen. Während des Rennens fahren dies Mechaniker in mehreren Servicefahrzeugen dem Feld bzw. den einzelnen Gruppen hinterher. Kommt es zu einem Schaden, werden die defekten Teile in Rekordgeschwindigkeit getauscht. Sollte eine Reparatur bzw. ein Austausch nicht sofort möglich sein, bekommt man für den Rest der Etappe eine Ersatzrennmaschine gestellt. Somit brauch kein Rennfahrer Luftpumpe und Werkzeugtasche mitführen.

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    Neben der technischen Unterstützung fahren noch eine Reihe von Rettungswagen und Ärzten dem Feld hinterher. Dies ist auch notwendig, da es häufig zu Stürzen kommt. Des Weiteren sorgt eine Motorrad-Staffel der Polizei dafür, dass sich auf den Etappen keine unverhofften Hindernisse in den Weg stellen.

    Nur noch wenige Minuten bis zum Start und die Nervosität im Feld ist deutlich zu spüren. Das Schlimmste ist die letzte Viertelstunde vor dem Startschuss. Dann werden die letzten Sekunden heruntergezählt: 5 – 4 – 3 – 2 – 1 … der Startschuss fällt und das Peloton macht sich auf den Weg. Jede Etappe beginnt mit einer so genannten „neutralisierten Rennphase“. Hierbei handelt es sich um einen ca. 10 bis 15 Kilometer langen Abschnitt, in dem kein Fahrer das Führungsfahrzeug, welches zwischen 30 und 35 km/h fährt, überholen darf. Nach 16 Kilometern schwenkt die Tourleitung eine karierte Flagge, womit die freie Rennphase eröffnet ist. Wer die Flagge übersehen hat, bekommt diesen Wechsel sofort über eine deutliche Tempoverschärfung mit: Die Geschwindigkeit erhöht sich binnen Sekunden von 35 auf über 50 km/h, um sich dann bei ca.45 km/h einzupendeln. Ich muss aufpassen, das Hinterrad des Vordermannes nicht zu verlieren. Im Abstand von ca. 10cm fahre ich in der Mitte des Feldes mit. Die Sturzgefahr steigt rapide an und es dauert nicht lange, bis es das erste Mal kracht. Ich bin froh, dass ich nicht dabei bin und die Spitzengruppe halten kann. Am Ende des Feldes müssen die ersten Fahrer dem hohen Tempo Tribut zollen und lassen abreißen. Die ganze Zeit habe ich nur einen Gedanken: Dran bleiben – nicht abreißen lassen – egal was kommt!!! Keine Spur von der Etappenbeschreibung im Tour-Guide: Eine schöne Etappe zum Einrollen. Was so als „Einrollen“ bezeichnet wird. Ob die Etappe landschaftlich schön ist, weiß ich nicht. Ich kenne nur das Hinterrad vom Vordermann. Die Eröffnungsetappe hat ca. 700 Höhenmeter, was die Arbeit nicht gerade leichter macht. Nach 65km kommt ein kurzer Anstieg: 7% auf 1,5km. Nicht viel, aber es reicht aus, das Feld innerhalb von 5 Minuten endgültig zu sprengen. Ich muss mich aus der Spitzengruppe verabschieden, obwohl ich diesen Anstieg mit über 400 Watt hochgeknallt bin und suche mein Grupetto. Es wird zwar etwas langsamer aber nicht einfacher, da der Windschatten der Spitzenfahrer fehlt. Nach fast 105km erreiche ich das Ziel mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 39,2 km/h. Ohne die „kontrollierte Rennphase“ wären es 40,3 km/h gewesen. Neben dem für mich phantastischen Schnitt bin ich froh, nicht gestürzt zu sein. Anderen ging es da wesendlich schlechter.

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    Nach dem Zieleinlauf steht folgendes Prozedere an: Unweit des Ziels befindet sich das  „Giant-Village“. Hier gebe ich mein Rad bei einem der fünf LKW’s, welche für den Rädertransport zuständig sind, ab und erhalte dafür im Gegenzug mein Wäschebeutel, in dem sich Duschgel, Handtuch und frische Kleidung befinden. Im Giant-Village befinden sich auch die Umkleidekabinen und Duschen, die ich als nächstes besuche. Danach geht es in den extra für uns vorbereiteten Speisesaal zur Pasta-Party.

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    ach dem Essen begebe ich mich zum „Race-Office“, um meine Platzierung zu erfahren: Platz 86!! Im ersten Moment bin ich enttäuscht. So weit hinten bei einem Stundenmittel von über 39 km/h?? Spätestens jetzt ist mir klar: Das Niveau hier ist brutal hoch. Ich setze meine Ziele neu und peile für das Endergebnis einen Platz unter den Top 100 an. Mal sehen ob es funktioniert. Im Giant-Village herrscht nun

    auch reger Betrieb bei den Mechanikern, welche die beim Rennen beschädigten Fahrräder reparieren bzw. die Ersatz-Maschinen wieder einsammeln.

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    Ebenfalls im Giant-Village ist eine Videoleinwand aufgebaut, damit wir die letzten Kilometer der Profis live mitverfolgen können.

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    Auch unsere Polizei-Eskorte parkt auf dem Parkplatz des Villages.

    Kurz nach dem Zieleinlauf der Elite begeben wir uns zu den Bussen, welche uns zum Start der zweiten Etappe nach Innsbruck fahren. Während des Rennens fungieren die Busse als „Besenwagen“: Diejenigen Rennfahrer, welche den geforderten Mindestschnitt nicht fahren können, müssen die restlichen Rennkilometer in diesen Bussen zurücklegen.

    Mein Übernachtungslager befindet sich in einer Sporthalle der „Höheren technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt“ in Innsbruck.

    Mittlerweile habe ich auch einige meiner Mitstreiter etwas kennen gelernt und die Stimmung ist nicht mehr ganz so kühl wie bei der ersten Übernachtung.

    Gegen Abend bekomme ich Hunger. Mein Hallen-Nachbar und ich beschließen, in Innsbruck essen zu gehen. Besitzer des Platin-Paketes haben das Abendessen inklusive, aber das stört mich nicht weiter.  Die schönen Seiten des Gold-Paketes sind die freie Wahl des Abendessens und eine höhere Geselligkeit durch die Turnhallen-Atmosphäre. Außerdem ist gerade ein Fischerfest in Innsbruck. So genießen wir bei schönem Wetter eine leckere Pizza direkt an dem Inn.

    Spätestens mit dem Essen beginnt schon die Vorbereitung auf die nächste Etappe: Habe ich genug Kohlenhydrate zu mir genommen? Kann ich heute Nacht gut schlafen? Fühle ich mich dann morgen auch fit? Kann ich zum Frühstück genügend essen? Müssen Rad und Kleidung noch mal kontrolliert werden? Soll ich vielleicht schon heute die Müsli-Riegel in das Trikot stecken? …

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    Donnerstag, 18.08.2005
    2. Etappe: Innsbruck-Sölden (84,9km)

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    Ich habe gut geschlafen. Das ist auch gut so, denn heute wird es bestimmt nicht leichter als gestern. Auf dem Programm steht ein 22km langer Anstieg auf den Kühtai.  Und dieser Anstieg beginnt sofort nach der kontrollierten Rennphase. Natürlich habe ich mir meine Taktik für diesen Tag zurecht gelegt: Bloß nicht versuchen, vorne mitzufahren, sondern mit einem konstanten Puls von 170 den Berg hochtreten. Nach der Abfahrt kommen ja noch einmal  800 Höhenmeter bis nach Sölden.

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    Vor dem Start das gleiche Prozedere: Abgabe der Reisetaschen, dann Empfang des Rennrades. Frühstück direkt am Start, danach Abgabe des Wäschebeutels und Aufstellung hinter der Startlinie. Ich lasse mir mit meiner Startposition Zeit. Nach der 10 Kilometer langen kontrollierten Rennphase geht es sofort in den Berg, so dass es für mich unnötig ist, weiter vorne zu fahren.

    Während der ersten 10 Kilometer halte ich mich am Ende des Feldes auf und warte auf die freie Rennphase. So gehe ich auch der unnötigen Sturzgefahr aus dem Weg. Zum Glück scheint die Sonne und die Abfahrt vom Kühtai sollte somit relativ gefahrlos sein. Nach 10 Kilometern beginnt die freie Rennphase. Ich schraube meinen Puls kontrolliert auf 170 und arbeite mich durch das Feld. Einige haben jetzt schon Probleme, da sie wohl zu schnell den Anstieg in Angriff genommen haben. Am Kilometer 21 steht eine brutale Rampe im Weg: 11% auf ca. 2 Kilometer, dazwischen sogar Stellen mit bis zu 16%. Einige müssen absteigen und schieben, andere fahren Schlangenlinien, um so die Steigung zu reduzieren. Zum Glück habe ich 3 Kettenblätter an der Kurbel und komme dieses Stück mit rundem Tritt hoch. Nach gut 90 Minuten bergauf habe ich den Gipfel erreicht, ziehe mir noch schnell die Windjacke drüber und begebe mich auf die rasende Abfahrt. Nur einmal muss ich die Geschwindigkeit deutlich verringern, als mir 5 Pferde den Weg versperren. Glücklicherweise schupsen sie mich nicht vom Rad und ich kann unbeschadet weiterfahren. Ich schaffe es, eine Dreiergruppe einzuholen und wir bilden ein recht harmonisches Grupetto. Im weiteren Verlauf fahren wir noch eine weitere Gruppe, sowie einige Einzelfahrer auf. Die Gruppe harmoniert gut und wir schaffen einen Teilschnitt von über 30 km/h auf den letzten 30 Kilometern. Die letzten 3 Kilometer kann ich mich nicht mehr an der Führungsarbeit beteiligen, da meine Adduktoren von Krämpfen geplagt werden. Ich beiße aber die Zähne zusammen und erreiche mit der Gruppe das Ziel. Da ich mit 85 kg nicht der leichteste Radsportler bin, ist mein Tagesergebnis zufrieden stellend: Platz 98 in der Tageswertung bei einem Stundenmittel von 25,8 km/h. In der Gesamtwertung rutsche ich auf Platz 90 ab, was aber für mich ok ist.

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    Nach der Etappe erwartet uns Erdinger-Alkoholfrei direkt neben dem Ziel. Ich trinke gleich 4 Becher davon und begebe mich danach zum Giant-Village. Auch hier wieder das gleiche Prozedere wie einen Tag zuvor: Fahrrad abgeben, Wäschebeutel empfangen, duschen und danach essen gehen. Ich kann mich auch massieren lassen, verzichte aber aufgrund des hohen Andrangs an den Massagebanken darauf.

    Stattdessen beobachte ich den Kampf zwischen Ullrich, Totschnig und Leipheimer hoch zum Rettenbachferner und bin froh, dass für uns in Sölden Schluss war. Nach Ankunft der Profis begebe ich mich zum Bus und wir fahren zum Startort der dritten Etappe nach Bludenz. In der Turnhalle angekommen richte ich mich wieder häuslich ein. Um die Handtücher und Rennkleidung zu trocknen, muss man einfallsreich sein. Einige Beispiele habe ich fotografiert. Gegen Abend gehe ich wieder mit meinem Hallennachbarn essen und auch die Nacht verläuft gut – d.h. ich schlafe tief und fest nach dieser ersten Bergetappe.

    Freitag, 19.08.2005
    3. Etappe: Bludenz-Friedrichshafen (63,1km)

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    Heute steht eine seltsame Etappe an: Zunächst fahren wir knapp über 40 km Rennen, dann wird das gesamte Peloton von Lauterbach bis Lindau neutralisiert, um danach die letzten 20km freie Rennphase zu absolvieren. Grund für diese zerstückelte Etappe ist die mangelnde Durchfahrgenehmigung der Giant-Tour. Es gibt also doch noch Unterschiede zwischen uns und den Profis.

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    Zunächst muss ich aber mein Fahrrad im Startbereich suchen, was schon mal etwas Zeit in Anspruch nehmen kann.

    Auch hier erwartet mich wieder ein reichhaltiges Frühstücks-Buffet bei traumhaftem Radsportwetter. Neben Rivella und Milka-Schokolade gibt es auch warme Reisgerichte – und das zum Frühstück. Es ist fantastisch, wie viel Mühe sich die Österreicher für die Giant-Tour geben.

    Nach dem Frühstück beginnen die üblichen Startvorbereitungen – gepaart mit steigender Nervosität.

     

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    Schon im ersten Teilstück wird ein brutales Tempo gefahren. Hier mache ich meinen ersten taktischen Fehler in der Tour, weil ich zu weit hinten im Feld fahre. Ca. 20 Fahrer vor mir reißt eine Lücke auf. Ich gebe Vollgas und der Puls springt auf über 180. Die Geschwindigkeit pendelt um die 50 km/h. Ein paar andere gute Fahrer haben ebenfalls die Spitzengruppe verpasst und beteiligen sich an der Verfolgung. Wir kommen bis auf wenige Meter an die Spitzengruppe heran, aber es reicht nicht, die Lücke zuzufahren. Am Ende verlieren wir nur ca. 50 Sekunden auf die Spitzengruppe.

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    Nach dem neutralisierten Transfer wird die zweite Hälfte der Etappe gestartet. Wieder fahre ich etwas zu weit hinten und prompt kracht es genau vor mir. Ich muss kurz absteigen und um die Unfallstelle herum. Dann hetze ich dem Feld hinterher und genau in diesem Moment gibt die Tourleitung das Rennen wieder frei. Ich schaffe es noch, ein gutes Stück nach vorne zu kommen, um zusehen zu können, wie das Feld zum zweiten Mal auseinander reißt.

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    Dieses Mal läuft die Gruppe aber nicht so gut und so verlieren wir, trotz einem Teilschnitt von über 44 km/h fast 2 Minuten auf den letzten 20 Kilometern. Trotz einem Schnittpuls von 165 reicht es heute nur für Platz 130. In der Gesamtwertung rutsche ich auf den 94. Platz ab. Eines ist mir heute klar geworden: Der kleinste Fehler wird gnadenlos bestraft.

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    Im Ziel in Friedrichshafen treffen die Begleitfahrzeuge ein und im Race-Office können die aktuellen Ergebnisse eingesehen und diskutiert werden.

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    An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal herzlich bei unseren beiden Busbetreuern Alex und Hannes bedanken. Die beiden kümmern sich um jedes noch so kleine Problem und beantworten geduldig alle Fragen. Ich hoffe, dass ich die beiden nächstes Jahr wieder sehen werde.

    Auch in Friedrichshafen wird nach dem Rennen für mich gesorgt: Es gibt wieder ein reichhaltiges Pasta-Buffet und die Live-Übertragung der Profis. Auch die Halle und ihre sanitären Anlagen sind prima. Zum Glück müssen wir heute nicht mehr in den Bus, da der Start der nächsten Etappe ebenfalls in Friedrichshafen ist.

    Mittlerweile habe ich Übung in der Hallendekoration und fotografiere auch andere kreative Vorschläge.

    Gegen Abend gehe ich mit einer kleinen Gruppe in die Altstadt von Friedrichshafen und wir finden ein schönes See-Restaurant. Während wir das Essen bestellen, wird der Starbereich der morgigen Etappe vorbereitet: Ein übergroßer Truck von Giant sorgt schon jetzt für die richtige Atmosphäre.

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    Samstag, 20.08.2005

    4. Etappe: Friedrichshafen-Singen (89,7km)

    Drei Tage haben wir mit dem Wetter Glück gehabt. Heute nicht! Die ganze Nacht hat es schon geregnet und die Wettervorhersage für die kommenden Stunden sieht auch nicht besser aus. Ich packe meine Armlinge und mein Unterhemd aus. Die Regenjacke wandert in die Rückentasche des Trikots. Auf nassen Straßen bei hoher Geschwindigkeit im Pulk zu fahren, kann sehr gefährlich sein und Stürze sind heute vorprogrammiert.

    Vor lauter Ärger vergesse ich, meinen Fahrradcomputer zu starten und entscheide dann, erst mach der kontrollierten Rennphase zu starten. Nach den ersten 2 Kilometern ist auch der Regen da und es wird ungemütlich. Einem Fahrer vor mir reißt eine Speiche und diese fliegt wie ein wild gewordener Bumerang ein paar Zentimeter an meinem Kopf vorbei – Glück gehabt. 10 Kilometer nach dem offiziellen Start beginnt das scharfe Rennen. Sofort fährt das Feld zwischen 45 und 50 km/h. Nur bei kurvigen Ortsdurchfahrten wird es etwas langsamer.

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    bild40Nach 13 Kilometer freier Rennphase wartet der entscheidende Anstieg – der Heiligenberg – auf uns. Mit 5% auf 6 Kilometer ist er zwar nicht sonderlich steil, aber „flache“ Berge werden umso schneller hochgefahren. Ich versuche, so lang wie möglich die Spitze zu halten, damit ich später ein gutes Grupetto habe. Ganz vorne mitfahren kann ich sowieso nicht. Auch hier bolze ich den Berg mit über 400 Watt und 23,5 km/h hoch. Die Pulsuhr zeigt 177 an, die Lunge brennt. Das reicht immerhin für eine sehr gute Verfolgergruppe. Es hat absolut keinen Sinn, solche Anstiege „vernünftig“ hochzufahren, denn dann ist eine gute Gruppe schon längst weg und mit einer schlechteren werden die übrigen 60 Kilometer auch nicht gerade einfach. Trotz des Dauerregens fährt die Gruppe ständig zwischen 40 und 50 km/h und wir erreichen mit einem Schnitt von 39,2 km/h das Ziel. Für die Top 100 hat es heute wieder nicht gereicht: Platz 105 in der Tageswertung und Platz 95 in der Gesamtwertung. Erfreulich für mich ist, dass ich mich im Grupetto schonen konnte – soweit man das bei solchen Geschwindigkeiten kann.

    Nach den üblichen Formalitäten und dem Pasta-Buffet steht der lange Bustransfer nach Sankt Märgen im Schwarzwald auf dem Programm. In der Halle angekommen, habe ich – so wie alle anderen – ein Problem damit, die Fahrradkleidung so aufzuhängen, dass sie trocknen kann. Die Versuche scheitern kläglich. Zum Glück habe ich noch ein trockenes Trikot für morgen dabei.

    Hoffung keimt beim Abendessen auf. Das Wetter scheint freundlicher zu werden und alle hoffen das Beste für die morgen anstehende Königsetappe.

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    Sonntag, 21.08.2005
    5. Etappe: Sankt Märgen-Feldberg (87,2km)

    Es bleibt bei der Hoffung. Am morgen sieht man von den bevorstehenden Bergen nichts. Sankt Märgen scheint in einer großen Wolke verschwunden zu sein – und wir mittendrin. Na super! Auf dem Feldberg soll es lauschige 10 Grad und dichten Nebel haben. Die Wäsche ist natürlich auch nicht trocken geworden und ich entscheide mich für mein Ersatz-Trikot.

    Auf dem Etappenplan stehen heute 3 Anstiege: Nach Sankt Märgen, dann auf den Notschrei und zum Schluss ist der Feldberg dran.

    Die Tour-Leitung verlegt den Start ins Tal, damit es auf der Abfahrt nicht zu unnötigen Stürzen kommt. Die Abfahrt ins Tal ist nass, kalt und dunkel. Wir fahren durch eine dicke Wolke und der Straßenrand ist kaum zu sehen. Heute wird es wohl früher dunkel – oder geht die Welt unter? Irgendwas! Egal – es geht allen so.

    Mein Fahrradcomputer hat den gestrigen Dauerregen auch nicht verkraftet und zeigt keine Geschwindigkeit an. Immerhin geht die Pulsuhr und der Höhenmesser noch. Ich erkundige mich noch schnell nach den Gipfelhöhen, bevor das Rennen gestartet wird.

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    Zu Beginn geht es für mich 45 Minuten nach Sankt Märgen hinauf. Schon unten im Tal lasse ich die Spitze fahren – nur nicht überdrehen heute. Was bringen mir 5 Minuten hier, wenn ich am Feldberg 15 Minuten liegenlassen muss? Bei Puls 175 lasse ich reißen und finde meinen Tritt mit einem 170er Puls. Dann sind die ersten 500 Höhenmeter geschafft und es geht auf die Abfahrt Richtung Notschrei. Bei dem Nebel bildet sich kein richtiges Grupetto und ich fahre ein ganzes Stück allein – und verliere Zeit. Irgendwann werde ich von einer schnelleren Gruppe aufgerollt, der ich mich anschließe. So können wir zu Sechst weiterfahren.

    Beim Anstieg zum Notschrei fällt die Gruppe sofort auseinander: Drei Fahrer lassen sich zurückfallen, zwei ziehen mir davon. Ich versuche nicht das Tempo mitzugehen, sondern suche meinen Tritt und versuche, meinen Bergpuls 170 zu erreichen. Aber es funktioniert nicht: Über 165 machen die Beine dicht. So fahre ich langsamer als erwartet den Notschrei hoch, merke aber, dass auch die beiden Leidensgenossen vor mir ähnliche Probleme haben. Am Gipfel des Notschreis habe ich sie nach weiteren 700 Höhenmetern wieder aufgefahren und fahre die Abfahrt nach Todtnau hinunter. Zum Glück ist die Strecke halbwegs gerade und es gibt nur wenige Stellen, wo ich das Tempo reduzieren muss.

    Der letzte Anstieg zum Feldberg ist eine reine Qual. Die Beine sind müde, der Zuckerspiegel sinkt und ich habe nichts mehr zu trinken – Tour der Leiden. Die Begleitfahrzeuge scheinen überall zu fahren, nur nicht hinter mir. 650 Höhenmeter schinde ich mich den Feldberg bei strömendem Regen hoch. Die Füße sind schon lange Eisklumpen. Nur nicht einbrechen! Den Puls bringe ich nur noch mit Mühe auf 165. Auf den letzten Metern versuche ich, einem direkten Kontrahenten davonzufahren, aber die letzten Meter zur Skistation sind so brutal steil, dass ich nicht wegkomme und meinen Gegenspieler ziehen lassen muss. Mit letzter Kraft erreiche ich das Ziel: Ausgepowert, unterkühlt, durstig – aber auch zufrieden, dass ich es ohne allzu großen Einbruch geschafft habe.

    An diesem Tag habe ich als 124. das Ziel erreicht und falle zum ersten Mal aus den Top 100 heraus: Platz 107. Im Großen und Ganzen kann ich aber den Rückstand im Rahmen halten. Die letzten beiden Etappenprofile liegen mir wieder mehr, aber es wird schwer, wieder unter die ersten 100 zu rutschen.

    Montag, 22.08.2005
    6. Etappe: Ludwigshafen-Weinheim (32km; Einzelzeitfahren)

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    Da ich aus Mannheim stamme, schlafe ich diese Nacht zu Hause. Herrlich – kein Schnarchen, kein Gemurmel, keine Schritte auf dem Weg zur Toilette mitten in der Nacht. Ich wache gut erholt auf und die Beine fühlen sich auch noch passabel an. In Ludwigshafen ist eine komplette Straße für die Giant-Karavane gesperrt. In der Nacht haben die Spitzen-Teams schwer aufgerüstet: Es wimmelt nur so von Scheiben-Laufrädern und Carbon-Zeitfahrlenkern. Manche haben sich sogar spezielle Zeitfahrhelme besorgt. Dagegen wirkt mein Syntace-Triathlon-Aufsatz recht mickrig. Die Giant-Mechaniker sind an diesem Tag kräftig am Schrauben, damit alle Sonderwünsche für das anstehende Einzelzeitfahren umgesetzt werden können. Erfreulicherweise spielt auch das Wetter wieder mit: Es ist warm und trocken.

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    Meine Startzeit ist 12.10 Uhr. 40 Minuten vor dem Start beginne ich mit dem Aufwärmen. Eigentlich wollte ich diesen Teil auf der Rolle erledigen, aber die ist vor lauter Hektik zu Hause liegen geblieben – wieder ein kleiner Fehler, den man sich eigentlich nicht leisten darf. Glücklicherweise ist die Parallelstraße lang, breit und wenig befahren, so dass ich mich hier die nächsten 25 Minuten einrollen kann. Ich fahre zum Start und zwei kleine Jungen fragen mich nach Autogrammen. Ich signiere die Helme und gebe sie ihnen zurück – sie müssen ja nicht unbedingt wissen, wie schlecht ich eigentlich bin.

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    10 Minuten vor dem Start werden wir in die Startaufstellung eingereiht. Langsam schiebt sich die Fahrerschlange vorwärts Richtung Startrampe. Schräg vor mir sehe ich die „Söhne Mannheims“, die ihren frühen Starttermin offensichtlich verschlafen haben und nun in unser Fahrerfeld eingereiht werden. Mein Fahrrad wird mir abgenommen und ich steige auf das Podest der Startrampe – vor mir nur noch 4 Fahrer. Die Nervosität steigt – die Pulsuhr zeigt 100 Schläge pro Minute an. Ich bekomme mein Rad gereicht, steige auf und werde festgehalten, damit ich mit beiden Schuhen in die Klickpedale einrasten kann. Die Atmosphäre erzeugt Gänsehaut-Feeling. Ich werde nach vorne geschoben und die Startuhr zählt die letzten Sekunden nach unten: 5 – 4 – 3 – 2 – 1 … und los geht’s. Bis ins Ziel wird jetzt oberer Anschlag gefahren – ohne wenn und aber.

    Ich vergesse zum wiederholten Male die Aufzeichnung meines Fahrradcomputers zu starten und merke dies erst nach den ersten 5 Kilometern.

    Zunächst bleibt die Geschwindigkeit konstant über 40 km/h und ich überhole den ersten „Sohn Mannheims“. Auf einer der nächsten Brücken ist der zweite Sohn dran. Doch auf dem Weg Richtung Weinheim habe ich starken Gegenwind – was eigentlich in dieser Jahreszeit völlig untypisch ist. Normalerweise hasse ich Gegenwind, aber heute kann mir nichts Besseres passieren. So kann ich meine Kraft ausspielen und gegenüber den leichten Bergfahrern Boden gut machen. Bis auf wenige Ausnahmen pendelt die Geschwindigkeit zwischen 35 und 40 km/h.

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    In Heddesheim ist die Hölle los. Scheinbar ist der ganze Ort auf den Beinen, um die Fahrer der Giant-Tour anzufeuern. So etwas motiviert ungemein. Den kurzen 5%-igen Anstieg über ca. 800 Meter bei Weinheim trete ich mit knapp 23 km/h und 400 Watt hinauf. Trotzdem kann ich es nicht verhindern, dass ein leichterer Fahrer, den ich gerade eingeholt habe, mir wieder davonzieht. Ich muss wohl nächstes Jahr noch einige Kilo leichter werden.

    Kurz vor dem Ziel kann ich gerade noch einen Sturz verhindern, als ich mit über 50 km/h eine Kurve falsch einschätze. Zum Glück sind die Absperrgitter in der Kurve konkav aufgestellt, so dass ich keine Bekanntschaft mit dem Metall schließen muss.

    Ich erreiche das Ziel nach exakt 50 Minuten und 40 Sekunden, was an diesem Tag Platz 89 entspricht. In der Gesamtwertung mache ich ein paar Plätze gut und stehe nun auf Platz 103. Theoretisch ist mein Ziel – die Top 100 – wieder in greifbare Nähe gerückt.

    In einer Seitenstraße haben sich schon die Busse der Profiteams platziert. Auch Didi Senft – der Tour-Teufel – ist vor Ort.

    Auf einem großen Parkplatz haben sich auch eine Reihe von Ausstellern platziert. Besonders Fahrrad-Hersteller zeigen, was gut und teuer ist.

    Jetzt starten die ersten Profis und alle fiebern dem Show-Down zwischen Jan Ullrich und Levi Leipheimer entgegen. Es gelingt Ullrich, die Etappe zu gewinnen, aber Leipheimer gewinnt die Tour.

    Bei der Siegerehrung werden die Stars der Tour gebührend gefeiert und die Stimmung ist phänomenal.

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    Dienstag, 23.08.2005
    7. Etappe: Oberwesel-Bonn (111,5km)

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    Auch heute spielt das Wetter mit: Sonnig und warm. Kaum zu glauben, dass zwei Tage zuvor die Kälteschlacht am Feldberg war. Pünktlich zum Frühstück erreiche ich das Giant-Village in Oberwesel.

    Um mein Ziel – einen Platz unter den Top 100 – zu erreichen, darf heute nichts schief gehen. Meine Taktik sieht folgendermaßen aus: Die ersten 45 Kilometer unter allen Umständen in der Spitzengruppe bleiben, dann den Anstieg nach Rübenach so schnell wie möglich hochfahren, eine gute Gruppe finden und diese bis ins Ziel nicht mehr fahren lassen.

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    Die neutralisierte Rennphase erstreckt sich über 17 Kilometer. Direkt danach steigt die Geschwindigkeit auf fast 50 km/h. Es wird sehr dicht gefahren und so kommt es, wie es kommen muss: Bei Kilometer 27 berühren sich direkt vor mir zwei Rennmaschinen und es kommt zum Sturz: Vor mir liegen 4-5 Fahrer, neben mir noch mal 2-3. Ich spüre einen leichten Schlag in die Waden, drehe mich um und sehe weitere Sturzopfer. Ich sehe Blut spritzen und höre Schmerzensschreie und denke mir nur: Hast Du ein Dusel! Der Einzige, der hier noch steht, bin ich. Ich hebe mein Rad hoch, steige vorsichtig über die sich vor Schmerzen krümmenden Körper und zerstörten Rennmaschinen und setze meine Fahrt fort. Die einzige Frage, die mir durch den Kopf schießt ist: Schaffe ich noch den Anschluss an die Spitzengruppe?

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    Ich rase mit Maximalpuls dem Feld hinterher. Glücklicherweise hat sich eine lange Schlange gebildet, so dass ich im Windschatten wieder an das Führungsfeld heranfahren kann.

    Der nächste kritische Augenblick kommt während einer Ortsdurchfahrt. Es geht mit halsbrecherischer Geschwindigkeit von ca. 55km/h bergab und mitten in einer unübersichtlichen Kurve beginnt ein übles Kopfsteinpflaster. Ich sehe einen Fahrer vom Team „Strassacker“ am Straßenrand liegen und habe Mühe, mich auf dem Fahrrad zu halten. Bei diesem Kopfsteinpflaster fühle ich mich bei der hohen Geschwindigkeit wie beim Bull-Riding. Aus der Strecke wird ein Slalom-Kurs, da viele Wasserflaschen aus den Halterungen gesprungen sind und nun die Strecke verminen. Die Spitzenfahrer sehen in der Schwierigkeit der Strecke eine Möglichkeit, das Feld auseinander zu reißen und erhöhen das Tempo. Mit fast 50 km/h versuche ich, den Anschluss zu halten – was mir auch gelingt.

    Aber jetzt beginnt schon der Anstieg nach Rübenach und ich habe schon einige Körner liegen lassen. Trotzdem versuche ich, die Spitzengruppe mit allen Mitteln zu halten. Es handelt sich zwar nur um einen Anstieg mit 4,5%  auf 2 Kilometern, die ich mit 27 km/h hochfahre. Das sind fast 450 Watt, aber es reicht wieder nicht ganz, die Top-Gruppe zu halten.

    Zunächst bildet sich ein Grupetto mit 4 Fahrern, aber wir werden bald von einer größeren Gruppe aufgefahren. Ein paar Fahrer mit Rennerfahrung organisieren einen „belgischen Kreisel“, der sogar halbwegs funktioniert.

    Bei Kilometer 75 rast ein Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene an uns vorbei. Scheinbar hat es in der Spitzengruppe einen Sturz gegeben. Etwas später fahren wir eines der Sturzopfer auf: Der arme Kerl hat nur noch seine rechte Hand am Lenker. Der linke Arm hängt blutend nach hinten. Ich bin mir sicher, dass er keine Sekunde an Aufgabe gedacht hat.

    Kurz vor dem Ziel in Bonn wird das Rennen nochmals hektisch. Ein paar Fahrer versuchen auszureißen, aber das Feld reagiert und fährt jedes entstehende Loch sofort zu. So erreicht die Verfolgergruppe komplett das Ziel. Da ich heute relativ wenig in der Führung war, spurte ich nicht mit. Ich bin der Meinung, dass man nur dann einen Sprint fahren sollte, wenn man ihn sich zuvor auf der Etappe verdient hat, und dafür habe ich heute zu wenig Führungsarbeit geleistet.

    Stattdessen genieße ich die Zieldurchfahrt. Es macht sich ein komisches Gefühl in mir breit: Einerseits bin ich froh, das Rennen unbeschadet und für meine Verhältnisse erfolgreich hinter mich gebracht zu haben, andererseits ist es auch schade, dass heute alles endet. Es war sehr schön, eine ganze Woche sich wie ein echter Rennradfahrer fühlen zu können.

    Aber es fehlt noch etwas … ach ja, die Platzierung: Ich habe es tatsächlich noch in die Top 100 der Gesamtwertung geschafft. Die Etappe beende ich als 87ster mit einem Stundenmittel von 39,4 km/h. In der Gesamtwertung reicht es noch für Platz 98.

    Zum Abschluss in Bonn erwartet mich ein Mega-Buffet: Freibier (mit Alkohol), Pasta in allen Variationen, Salate und Kuchen waren nur einige Leckereien.

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    Während die Giant-Tour schon beendet ist, kämpfen die Profis noch um den letzten Etappensieg.

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    Fazit

    Eine Woche Giant-Tour – das war jeden Tag Radrennen, jeden Tag ans Limit gehen, jeden Tag den inneren Schweinhund überwinden. Es war für mich ein Abenteuer und ein Ausloten meiner aktuellen Leistungsgrenzen.

    Eine Woche Giant-Tour – das hieß auch eine Woche lang möglichst wenig Fehler zu machen, sowohl technisch bei der Materialwahl als auch taktisch beim Verhalten im Rennen.

    Eine Woche Giant-Tour – brachte auch für viele schwere Verletzungen und starke Schmerzen. Ich hatte Glück und hoffe sehr, dass es bei den Betroffenen zu keinen bleibenden Schäden gekommen ist.

    Eine Woche Giant-Tour – das bedeutete für mich neue Bekanntschaften zu knüpfen und Freundschaften zu schließen.

    Eine Woche Giant-Tour – gab mir das Gefühl, sich eine Woche lang als echter Rennradfahrer mit Top-Organisation im Hintergrund fühlen zu dürfen.

    Mein Ziel – die Top 100 – habe ich erreicht. Die Top 50 werde ich wohl nie erreichen. Dazu müsste ich zu viel Freizeit opfern. Aber ich werde auch 2006 wieder dabei sein, mir meine eigenen Ziele setzen und versuchen, diese zu erreichen.